Da man von niemandem erwartet, ohne Hinterlist zu agieren, schaffen die Rituale der Beiläufigkeit, wie etwa das Ritual der Hochachtung beim bout de papier, in der Diplomatie eine besondere soziale Zone. Beiläufigkeit kann als Zeichen von Vertrauen gewertet werden – Vertrauen darauf, dass der Gesprächspartner die beiläufig gestreuten Hinweise schon verstehen wird. […] Der beiläufige Hinweis ist verkappt, und es bedarf gewisser Interpretationsfähigkeiten, ihn richtig zu lesen. In den meisten Fällen handelt es sich bei solchen verkappten Hinweisen um durchaus unfreundliche Warnungen, die sich lediglich in die Rituale geselligen Vergnügens kleiden. Hier soll nicht beschwichtigt werden, vielmehr glaubt man, der indirekte Ausspruch einer Warnung, die den Adressaten aufschreckt, könne größere Wirkung entfalten.
—Richard Sennett